Der Bildhauer und Fotograf Johannes Brus wurde 1942 in Gelsenkirchen geboren und lebte später einige Jahre in Gladbeck.
Johannes Brus – Bildhauer und Fotograf aus Gladbeck
Johannes Brus wurde am 2.6.1942 in Gelsenkirchen geboren. Später lebte er längere Zeit in Gladbeck. Er war Schüler am Jungengymnasium (heute Ratsgymnasium) und legte dort 1963 sein Abitur ab. Schon als Gymnasiast begeisterte er sich für Vincent van Gogh. Außerdem besuchte er Kurse bei Wilhelm Zimolong an der Volkshochschule und traf den Gladbecker Künstler häufig in dessen Atelier am Allinghof.
Von 1964 bis 1971 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf Bildhauerei bei Prof. Karl Bobek, dessen Meisterschüler er später auch wurde. In diesen Jahren erlebte er an der Kunstakademie auch die von Joseph Beuys geprägte revolutionäre Zeit. Später arbeitete er als Kunsterzieher am Gladbecker Heisenberg-Gymnasium. Von 1976 bis 1979 hatte Brus Lehraufträge und eine Gastprofessur an der Kunstakademie Münster. Von 1986 bis zu seiner Emeritierung 2007 war er Professor für Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.
Auch zahlreiche Reisen in verschiedene Länder Europas, Afrikas und Asiens beeinflussten sein Werk. Besonders verbunden ist Brus jedoch dem Ruhrgebiet. Er lebt und arbeitet im Essener Süden. Sein beeindruckendes Künstleratelier ist das ehemalige Kruppsche Wasserwerk der Villa Hügel im Ruhrtal zwischen Werden und Kettwig. Einige der hier gezeigten Fotografien sind dort entstanden.
Der renommierte Künstler hat seine Arbeiten national und international in Ausstellungen präsentiert, so im Museum Kunstpalast in Düsseldorf, im Centre Pompidou in Paris, im Museum of Modern Art in San Francisco oder im Duisburger Lehmbruck-Museum. 2017 stellte Johannes Brus auch in der Neuen Galerie Gladbeck aus. Er erhielt verschiedene Stipendien und Auszeichnungen, so zum Beispiel 1976 das Arbeitsstipendium des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie, 1979 den Kunstpreis Villa Romana (Florenz) oder 1982 den „Defet-Preis“ des Deutschen Künstlerbundes.
Seine Fotografien ebenso wie seine Skulpturen finden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen. Dazu sind seine Arbeiten auch im öffentlichen Raum zu sehen, so in Essen oder auch in Gladbeck, wo sich auf dem Marktplatz die von der Sparkasse gestiftete Brunnenskulptur befindet.
Johannes Brus ist ein Nonkonformist aus Überzeugung, der immer wieder neue Wege geht. Er arbeitet vorwiegend als Bildhauer und Fotograf. Dabei experimentiert er mit unterschiedlichen Techniken, mit denen er die Konventionen der jeweiligen Gattung sprengt. Viele seiner Werke kennzeichnet ein hintergründiger Humor.
Seine Werke
Als Bildhauer arbeitet Johannes Brus vor allem mit dem Werkstoff Beton, gelegentlich auch mit anderen Materialien wie Gips, Bronze oder Silikon. Seine Werke sind oft realistische, grob bearbeitete Großplastiken, die den Betrachter beeindrucken. Aber auch Miniaturen finden sich unter den Skulpturen. Häufig wiederkehrend sind die Tiermotive des Adlers, der (blauen) Pferde, des Elefanten und des Nashorns. Brus interessiert das Körperhafte an seinen Skulpturen, die Kraft und Masse der Werke. Der Herstellungsprozess wird bewusst nicht verborgen. Oft sind Fingerabdrücke, Bearbeitungsspuren und Gussnähte noch klar zu erkennen.
Seine fotografischen Arbeiten mit den meist großformatigen, schillernd-farbigen Bildflächen sind das Ergebnis einer besonderen Gestaltung und Verfremdung durch Mehrfachbelichtungen, Überbelichtungen, chemische Bearbeitung und Kolorierung. „Fotos so lange misshandeln, bis auch der letzte Rest von Sonntagsanzug-Glanzabzug raus ist“, sagt Brus über seine Herangehensweise. Mit vertrauten fotografischen Aufnahmen haben seine Bilder nichts gemeinsam. Vielmehr stehen sie einer „perfekten“ dokumentarischen Fotografie diametral entgegen.
Seine Arbeiten muten teils surreal-mystisch und archaisch an, teils sind sie humorvolle Auseinandersetzungen mit seiner Umwelt, die zu ungewohnten und neuen Sichtwinkeln und Erkenntnissen anregen. Häufig sind die Fotografien auch Reproduktionen seiner plastischen Arbeiten als Bildhauer, hier insbesondere seiner Tierskulpturen und haben einen malerischen Charakter.
Oft beschäftigt sich der Künstler mit dem Verhältnis zwischen Fotografie und Bildhauerei. Dabei finden sich in seinen Skulpturen Parallelen zu seinen Fotoarbeiten und seine Fotografien entstehen – wie beschrieben – in einem Prozess, den man als „bildhauerisch“ bezeichnen kann.
Mensch, Tier, Mythen und Maschinen bilden die wichtigsten Gegenstände seiner Kunst. Das vielseitige Werk von Johannes Brus lebt von der intensiven Auseinandersetzung des Künstlers mit archaischen Kulturen, mythologischen Figuren sowie mit weiteren Themen der Kunst- und Kulturgeschichte.
Abbildung oben: Plastik auf dem kath. Friedhof Gladbeck Mitte, die Johannes Brus für seine verstorbenen Eltern Bernhard und Luise Brus schuf.
Fast alle Fotografien in diesem Artikel wurden freundlicherweise von der Fotografin Ursula Kaufmann zur Verfügung gestellt. Dietrich Pollmann hat den Text verfasst und das Foto vom Gladbecker Marktbrunnen gemacht.