Unbekanntes Gladbeck – Folge 2

Wo soll es in dem kleinen und überschaubaren Gladbeck noch unbekanntes Grün geben, das wenig beachtet wird und an dem man sehr oft einfach achtlos vorbeigeht?

Unbekanntes Gladbeck - Mondtor im chinesischen Garten
Mondtor im chinesischen Garten – Foto: M. Schlüter

Unbekanntes Grün in Gladbeck

Im zweiten Teil der neuen Rubrik Unbekanntes Gladbeck sind wir auf der Suche nach interessantem, verstecktem Grün in der Stadt, das man schnell übersieht. Schauen Sie mal hinein, was wir bisher zusammengetragen haben.

Und, haben Sie vielleicht auch einen (Geheim-)Tipp für „unbekanntes Grün“?

Dann wenden Sie sich an den Verein für Orts- und Heimatkunde Gladbeck:
E-Mail:
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Besonders freuen wir uns, wenn Sie auch gleich einen kurzen Text und ein Foto zur Verfügung stellen können.

Inhaltsverzeichnis Folge 2

Unbekanntes Grün – der chinesische Garten „Fushun“

Dieser kleine chinesische Garten in unmittelbarer Nähe zur Stadtmitte wurde um 1995 eingerichtet. Der damalige Stadtarchitekt Manfred Schlüter schreibt dazu:

„Die Stadt Gladbeck hat nicht nur einen „Europaplatz“, mit dem Gestaltungsthema unserer Partnerstädte, sondern auch einen chinesischen Garten der Partnerstadt Fushun. Dieser liegt nur einige Schritte entfernt in einem Wohnblock an der Johannesstraße.“

Auf einem zentralen Grundstück des Innenhofblocks gab es zwischen den Gärten der umliegenden Häuser ein brachliegendes Grundstück. Es wurde als diagonale Wegeverbindung zwischen Johannesstraße und der Innenstadt genutzt. Die Anwohner wollten dort keinen Spielplatz, wegen der zu erwartenden Lärmbelästigung. Eine Lösung musste her. So entwickelte ich die Idee, einen diagonalen Weg durch die Parzelle, mit einem ruhigen Platz, in der Mitte zu planen.

Zu der Zeit befand sich ein Kontaktbüro von Fushun im Rathaus und ich hatte ein gutes Verhältnis zu einigen chinesischen Mitarbeitern. So kam es auch zu privaten Besuchen, zu einer Teerunde und interessanten Gesprächen.

Dadurch reifte auch die Idee, dort einen ruhigen Zentralplatz mit asiatischem Charakter zu gestalten. Ein diagonaler Weg, von Ecke zu Ecke, sollte dort einen Mittelkreis durchschneiden, dessen Zentrum durch ein Kunstbauelement gestaltet wird.

Unbekanntes Gladbeck - Holztor im chinesischen Garten
Holztor im chinesischen Garten mit dem Schriftzeichen „Fushun“ – Foto: M. Schlüter

Durch ein dreieckiges Mauerelement würde die Sichtachse unterbrochen, wenn nicht dort, in der Mitte, ein sogenanntes „Mondtor“, eine runde Öffnung, den Blick auf die Gegenseite zuließ. Die Öffnung und die Einfassungen wurden durch eine Klinkerrollschicht gestalterisch verstärkt.

Die darunterliegende Platzoberfläche wurde nach dem Symbol von „Jing und Jang“, gestaltet. Eine Hälfte aus Blaubasalt Kleinpflaster, die andere aus hellem Perlkies. Die für die Umsetzung notwendigen Arbeiten führten Umschüler des Vöinghofes als praktisches Lernbeispiel durch.

So entstand eine diagonale Wegeverbindung mit zentralem Platz, mit einigen Ruhebänken und eingefasst von einem Kranz aus Säulenkirschen, die im Frühjahr rosa blühen. Große Bambusbüsche auf den Flächen sorgen für entsprechendes asiatisches Ambiente. Die beiden Eingangsbereiche und Einzäunungen sind mit großen Holztoren im chinesischen Stil thematisiert (siehe Beitragsbild). Zugänglich ist der chinesische Garten im Norden durch die Johannesstraße und im Südwesten, schräg gegenüber dem Kreisverkehr.

Unbekanntes Gladbeck - Lage des chinesischen Gartens
Rotes Rechteck: Lage des chinesischen Gartens „Fushun“ – Karte: VOH

Der Platz dient der friedlichen Nutzung und für ruhige Aufenthalte der Nachbarschaft, was in unserer heutigen Zeit immer seltener, aber immer wichtiger wird.

Kennen Sie den Judasbaum?

Hinter der Lambertikirche steht ein Judasbaum, Cercis siliquastrum, ein mehrstämmiger Baum aus dem Mittelmeerraum. Er blüht Ende April. Eine Besonderheit ist, dass einige Blüten direkt aus dem Stamm erwachsen. Er ist Teil des Baumlehrpfads, den der Heimatverein in der Gladbecker Innenstadt eingerichtet hat. Der Judasbaum hinter der Lambertikirche hat die Nr. 106.

Unbekanntes Gladbeck - Blüten des Judasbaums
Blüten des Judasbaums – Foto: H. Enxing

Der Name „Judasbaum“ gründet möglicherweise in der Legende, Judas Ischariot habe sich an einem solchen Baum erhängt (Matthäus 27,3–5). Laut einer Erzählung des Mittelmeerraumes sei der Baum hierauf vor Scham rot angelaufen (vgl. rosa Blüten). Ergänzend hierzu kann man die rundlichen Blätter, die sich erst während der Blüte bilden, als die Judas für seinen Verrat bezahlten Silberstücke sehen.

Der französische Name stellt das richtig: „L’arbre du Judée“ – der Baum aus Judäa. In Paris, im „Jardin des Plantes“ gibt es eine ganze Allee mit diesen Bäumen.

Unbekanntes Gladbeck - Judasbaum hinter der Lambertikirche
Judasbaum hinter der Lambertikirche (roter Kreis) – Foto: H. Enxing, Karte: VOH

Zum Judasbaum hinter der Lambertikirche gibt es auch eine Anekdote, die Heinz Enxing erlebt hat.

Während einer Stadtführung ging ich mit einer Gruppe auch am Judasbaum hinter der Lambertikirche vorbei. Ich erzählte, dass einer Legende nach der Name Judasbaum daher kommt, dass Judas Ischariot sich nach seinem Verrat an Jesus an einem solchen Baum erhängt hat. Eine ältere Dame schaute den etwas klein geratenen Baum an und sagte im Brustton der Überzeugung: „Aber nicht an diesem kleinen Baum!“

Unbekanntes Grün – die Olympia-Eiche am Stadion

In der Nähe der Fahrradstation am Stadion wächst eine Eiche, die aus einem besonderen Anlass hier gepflanzt worden ist. Auf einem Gedenkstein am Fuß der Eiche ist zu lesen:

„Zur Erinnerung an den Olympiasieger im Boxen Willi Kaiser am 15.08.1936 in Berlin“

Unbekanntes Gladbeck - Olympiaeiche mit Gedenkstein
Olympiaeiche mit Gedenkstein für Willi Kaiser – Fotos: H. Enxing

Willi Kaiser wurde am 16.01.1912 in Pudewitz, Kreis Posen, geboren. Bereits 1913 kam er als Kleinkind nach Gladbeck. Bei den Olympischen Spielen 1936 wurde er Olympiasieger im Boxen (Fliegengewicht) und damit als erster Deutscher überhaupt Olympiasieger im Boxen. Durch den Gewinn der Goldmedaille errang er gleichzeitig den Titel des Welt- und Europameisters.

Bei den Olympischen Sommerspielen in Berlin 1936 erhielt jeder Sieger und jede Siegerin einer bestimmten Disziplin neben der Goldmedaille eine Urkunde, einen Eichenkranz und einen etwa 50 bis 70 Zentimeter großen einjährigen Setzling einer deutschen Stieleiche („Quercus pedunculata“). Dieser befand sich in einem braunen Keramiktopf mit der Aufschrift „Wachse zur Ehre des Sieges – rufe zur weiteren Tat“. Die Idee zu der bis heute einmaligen Aktion hatte ein Zehlendorfer Gärtner namens Hermann Rothe gehabt.

1937 wurde Willi Kaiser Deutscher Meister, 1938 war er Mitglied der Staffel des „Boxrings 28“, die als erfolgreichste Amateurstaffel den „Deutschlandpokal“ gewann.

Der Zweite Weltkrieg beendete die Karriere von Willi Kaiser. Er kam in sowjetische Gefangenschaft, aus der er erst 1949 zurückkehrte. In diesem Jahr, also 13 Jahre nach seinem Olympiasieg, pflanzte er die Olympiaeiche, die zwischenzeitlich von der Stadtgärtnerei aufgezogen worden war, am Gladbecker Stadion. Willi Kaiser war bis zu seiner Pensionierung städtischer Angestellter und kümmerte sich viele Jahre lang bis zu seinem Tod selbst um den Baum. Er widmete sich dem Taubensport, wobei er zahlreiche Gladbecker Meisterschaften gewann.

Willi Kaiser starb am 24.07.1986 in Gladbeck. Er ist auch in der Übersicht der bedeutenden Personen der Gladbecker Geschichte aufgeführt.

Unbekanntes Gladbeck - Standort der Olympiaeiche
Roter Punkt: Standort der Olympiaeiche – Karte: VOH

1993 wurde am Fuß der „Kaiser-Eiche“ ein Gedenkstein aufgestellt, der an den Boxer und seinen Olympiasieg von 1936 erinnert. Seit 1998 wird zu seinem Gedenken jährlich bei der Fußball-Hallenstadtmeisterschaft der „Willi-Kaiser-Pokal“ ausgespielt.

Kennen Sie die langgestreckten Hügel an der Scholver Straße?

Im Gladbecker Norden gibt es mehrere nahezu parallel verlaufende Hügel. Was hat es damit auf sich?

Unbekanntes Gladbeck - Hügel im ZWeckeler Norden
Hügel im Zweckeler Norden – Foto: H. Enxing

Während des 2. Weltkriegs war Deutschland von Ölquellen weitgehend abgeschnitten. Aber man konnte Benzin auch aus Kohle herstellen, also hydrieren. Die hohen Kosten spielten keine Rolle. Deshalb sollte im Gebiet der Breiker Höfe das „Hydrierwerk Gladbeck“ entstehen, in dem man mit dem „Fischer-Tropsch-Verfahren“ aus Steinkohle Benzin gewinnen wollte. Die Anlieferung der Kohle sollte von der Zechenbahn in Zweckel aus per Eisenbahn erfolgen. Dazu brauchte man ein möglichst ebenes Gelände. Deshalb wurde nördlich ab der Straße „Im Winkel“ (nahe Tenbusch) Boden abgebaggert und weiter nördlich abgelagert. Bewohner wurden umgesiedelt oder enteignet.

Im strengen Winter 1942 mussten die Arbeiten vorübergehend ruhen. Inzwischen war die Wehrtechnik der Briten und Amerikaner fortgeschritten. So befürchtete man zu Recht, dass die neue Fabrik noch vor der Produktionsaufnahme durch Bomben zerstört würde. Die Arbeiten wurden deshalb unterbrochen und danach nie wieder aufgenommen.

Die schon ausgebaggerten bis zu 15 m tiefen Bahneinschnitte verfüllte man ab 1945 großenteils mit Trümmerschutt aus Gladbeck. In Löchern auf dem Gelände sammelte sich Wasser, in denen sich seltene Tiere ansiedelten.

Unbekanntes Gladbeck - Lage der Hügel im Zweckeler Norden
Rotes Rechteck: Ungefährer Verlauf der Hügel an der Scholver Straße – Karte: VOH

Wer dazu mehr wissen will: Gladbeck unsere Stadt, Ausgabe 1993/3, S. 13 ff

Von Heinz Enxing

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